Bei den Swiss Music Awards 2024 sind die in der Kategorie «Best Hit» nominierten Songs: «Amigo» (komponiert von Stefan Buck, Chris Filter, Christoph Schröter, Daniel Gisler, Philipp Morscher und Thomas Fessler), «Juicy» (von EAZ und Mykel Costa) und «Watergun» (von Argyle, Tribbs und Ashley Hicklin).
Wir haben die Songwriter der drei nominierten Songs schriftlich und mündlich gefragt, wie ihre Songs entstanden sind.
«Amigo»
Was hat euch zum Song inspiriert?
Stefan Buck: Mir kam die Zeile «Amigo, wetsch verbicho» in den Sinn. Das war der Ursprung vom Song. Ich fand «Amigo» einfach ein gutes Wort, um einen Song darüber zu machen. Dann hab ich mir überlegt, wer zu wem «Amigo» sagen könnte und so kam ich schnell auf die Story im Song.
Wie seid ihr beim Songwriting vorgegangen?
Stefan Buck: Als ich im Kopf die Story hatte «Mann trifft Frau nach Jahren wieder und es fängt wieder an zu knistern» wollte ich musikalisch das Gefühl von einer heissen Sommernacht an der Langstrasse rüberbringen. Alle sind draussen, alle haben den Sommer im Gesicht und dann triffst du jemanden, den du immer cool fandest und beide sind gerade so in Stimmung.
Thomas Fessler: Wie schon erwähnt kam Stefan mit der Idee der Geschichte und einem Layout des Instrumentals. Wir haben lange an den Gitarrenriffs und Beats gebastelt, bis wir den flirrenden Sommernachtsvibe hatten. Viel Detailarbeit lag auch in der Struktur des Songs, den Vocal-Lines und dem Text-Groove.
Was zeichnet den Song aus, warum war er so erfolgreich?
Stefan Buck: Es ist immer schwierig, über die eigenen Songs zu sprechen, aber ich denke, der Song ist eingängig und erzählt eine Geschichte. Er hat uns durch den grossen Festivalsommer 2023 getragen und die Leute waren alle ready «Amigo» lauthals mitzusingen, das war ein sehr schönes Gefühl, vom Studio auf die Bühne.
Thomas Fessler: Die Kombination aus Hip-Hop, Pop, melodischem Mundartgesang und der lokal basierten Story verleiht dem Song eine spezielle Stimmung, die sich wohl in vielen Ohren eingenistet hat und dort nicht mehr raus will.
Was bedeutet es euch, dass der Song jetzt für den SMA nominiert ist?
Stefan Buck: Ich schreibe die Songs nicht für SMA-Nominierungen, aber natürlich ist es cool, wenn es dann passiert. Es zeigt, dass wir als Band relevant sind und Leute unsere Songs nicht nur laut mitsingen sondern auch streamen.
«Juicy»
Was hat euch zum Song inspiriert?
EAZ: Das ist eine lustige Geschichte, denn dieser Song entstand völlig unverhofft. Die Melodie von «Juicy» kam mir am 22. Dezember 2023, noch vor acht Uhr während meiner Morgenroutine im Bad in den Sinn. Ich wusste sofort: Aus dieser Melodie kann etwas Spannendes entstehen. Deshalb habe ich mich noch am selben Morgen früh bei Mykel Costa, meinem Produzenten, gemeldet und ihm gesagt: Ich habe eine super Idee für einen neuen Song.
So kam es, dass wir uns noch am Abend des 22. Dezembers in seinem Studio getroffen und den Song gemeinsam in eineinhalb Stunden fixfertig produziert haben. Mykel war für den Beat zuständig, während ich die weiteren Teile des Songs geschrieben habe. Meine Erfahrung ist, dass das Songwriting bei Hits oft sehr schnell geht.
Mykel Costa: Was mich bei diesem Song so fasziniert und meiner Meinung nach auch zum Erfolg von «Juicy» beigetragen hat, ist, dass der Song so spontan und mühelos entstanden ist: die Melodie ein Gedankenblitz am Morgen im Bad, der Beat in eineinhalb Stunden Arbeit im Studio.
Was zeichnet den Song aus, warum war er so erfolgreich?
EAZ: Die Melodie des Refrains ist äusserst eingängig, zudem ist der Text auch einfach zum Mitsingen. Auch die Schlichtheit des Songs gepaart mit dem sehr eingehenden Rhythmus macht den Song aussergewöhnlich. Für mich ist es unmöglich «Juicy» einem bestimmten Genre zuzuordnen, das macht den Song unique.
Mykel Costa: Ich habe die Rhythmik von Afro- bis zu Balkanbeat verwendet und den Beat auf EAZs Idee massgeschneidert.
Was bedeutet es euch, dass der Song jetzt für den SMA nominiert ist?
Mykel Costa: Für mich bedeutet das sehr, sehr viel. Ich habe als Produzent schon rund fünf Mal an den SMAs als Gast teilgenommen und habe mich dabei immer gefragt, wann ich richtig mitmischen kann. Ich freue mich extrem über diese Nomination.
EAZ: Ich freue mich total. Die ganze Reise mit dem Song, die vielen Erfolge, die er eingespielt hat, und nun noch die Nominierung für den SMA empfinde ich als sehr grosses Geschenk und ich bin dafür enorm dankbar. Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass wir den Stein nach Hause bringen.
«Watergun»
Was hat euch zu dem Song inspiriert?
Ashley Hicklin: Das Lied handelt von Konflikten, aber es wurde bereits einige Jahre vor Beginn der Unruhen in der Ukraine geschrieben. Es ist aus der Sicht eines jungen Soldaten geschrieben, der sich daran erinnert, dass er als Kind eine Wasserpistole in der Hand hatte, aber jetzt, wo er an der Front steht, wird alles sehr real. Mein Vater stammt aus Irland und hat in seiner Kindheit viele Konflikte erlebt, und das war definitiv die Initialzündung für den Song.
Wie seid ihr beim Schreiben des Songs vorgegangen?
Argyle: Als Mikki [Tribbs] und ich im SUISA Songwriting-Camp zusammen im Studio waren, kam Ash[ley] via Zoom zu uns. Ash hatte die ursprüngliche Idee für das Wort «Watergun», während Mikki diese wunderschönen Klavierakkorde spielte, die man auch heute noch in dem Stück findet. Mit meiner Stimme auf dem ursprünglichen Track begannen wir zu schreiben, und es ging fast mühelos.
Ashley Hicklin: Meine Co-Autoren haben mit ein paar schönen Akkorden und Melodien herumgespielt, und ich bin normalerweise der «Text»-Typ. Ich hatte diesen Titel schon ein paar Jahre in meinem Laptop schlummern – «Watergun» – und an diesem Tag sprang das Wort förmlich vom Bildschirm. Irgendwie passte das Wort sehr gut zu den Melodien, mit denen die Jungs herumspielten.
Was zeichnet das Lied aus, warum war es so erfolgreich?
Ashley Hicklin: Ich denke, dass der Song, die gesangliche Leistung und die Produktion voller Emotionen sind – natürlich hilft eine Plattform wie Eurovision dabei, einen Song erfolgreich zu machen, aber Song/Artist/Produktion müssen bei den Leuten ein Gefühl auslösen. Es sieht so aus, als hätten wir das bei diesem Song geschafft.
Argyle: Ich denke, die Botschaft von «Watergun» ist sehr stark. Wir kennen den Krieg und die damit verbundenen Tragödien seit jeher. Für viele Menschen auf der ganzen Welt ist das ein sehr schmerzhaftes und nachvollziehbares Thema. Darüber hinaus hat die Eurovisionsplattform dem Lied natürlich sehr geholfen, gehört zu werden.
Was bedeutet es für euch, dass der Song jetzt für den SMA nominiert wurde?
Argyle: Es bedeutet mir sehr viel, dass die Musik, die wir gemeinsam schaffen, anerkannt wird. Obwohl das Thema weitaus größer ist und mehr im Mittelpunkt stehen sollte, wäre es wirklich unglaublich, unseren ersten SMA-Preis zu gewinnen! Ich hoffe, dass ich eines Tages noch viele weitere mit meinem eigenen Künstlerprojekt erhalten werde.
Ashley Hicklin: Es ist eine Ehre! Das größte Geschenk ist es immer, die Reaktionen der Menschen zu sehen und wie sie sich in der ganzen Welt damit identifizieren – es ist schön, eine wichtige Botschaft verbreiten zu können. Aber Auszeichnungen wie diese erinnern uns daran, dass wir stolz auf die kleinen Lieder sein sollten, die wir machen.
Making of-Video und mehr zum Song «Watergun» im Beitrag «Der Schweizer Song für Liverpool: Entstanden im SUISA Songwriting Camp» auf dem SUISAblog.