Was macht einen Hit zum Hit? Diese Frage stellen sich jedes Jahr Musikfans, Branchenakteure/innen und Künstler/innen gleichermassen. In der Kategorie «Best Hit» der Swiss Music Awards 2025 sind drei stilistisch sehr unterschiedliche Produktionen nominiert, die jeweils auf eigene Weise breite Resonanz erzeugt haben. Eine musikanthropologische Betrachtung kann zeigen, wie musikalische Gestaltung, kultureller Kontext und Publikumserwartung zusammenspielen.
Nemo – «The Code»
«The Code» von Nemo kombiniert elektronische Produktion, orchestrale Elemente und sprechgesangartige Passagen zu einem komplexen Arrangement mit klarer Dramaturgie. Die dreiteilige Form – von ruhiger Einleitung über Steigerung bis zur finalen Entladung – unterstützt die inhaltliche Erzählung von Selbstermächtigung und geschlechtlicher Selbstverortung. Der Song nutzt Stilmittel aus Pop, Rap und Musical, ohne sich einer Konvention zu unterwerfen. Diese formale Offenheit in Verbindung mit einem aktuellen gesellschaftlichen Thema trägt wesentlich zur breiten Wirkung bei.
Songwriter/innen: Nemo, Linda Dale, Benji Alasu, Lasse Nymann
Raffa Guido – «Famax»
Der Track «Famax» von Raffa Guido basiert auf rhythmischer Repetition, wie sie für das Genre Afrohouse typisch ist. Subtil eingesetzte Variationen in Percussion, Bassführung und Sample-Schichtung erzeugen einen tranceartigen Effekt, der besonders im Clubkontext funktioniert. Die Produktion verzichtet weitgehend auf melodische Entwicklung zugunsten einer klar strukturierten, körperlich erfahrbaren Klangarchitektur. Die hohe Streaming-Resonanz lässt sich nicht zuletzt durch die internationale Anschlussfähigkeit dieser Ästhetik erklären.
Songwriter: Rafael Guido
Linda Elys – «House On Fire»
«House On Fire» verbindet eine popballadeske Songstruktur mit elektronischen Klangflächen und dynamischer Spannungsentwicklung. Harmonisch bewegt sich der Song im vertrauten Pop-Rahmen, wobei er durch die Staffelung der Instrumentierung und den gezielten Einsatz von Klangverdichtung dramatische Wirkung erzielt. Inhaltlich wird ein emotionales Krisenszenario thematisiert, das durch die Produktion verstärkt, aber nicht sentimental überhöht wird. Die Hook ist eingängig, ohne formelhaft zu wirken – ein zentrales Merkmal erfolgreicher Popsongs.
Songwriter/innen: Linda Elsener, Tom Oehler, Danielle Lamb, Benji Schmid
Fazit
Die drei nominierten Songs stehen exemplarisch für aktuelle Strömungen populärer Musik: stilistische Hybridisierung, gezielte emotionale Ansprache und eine ausgeprägte Produktionsästhetik. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit zeigen sie, wie erfolgreich musikalische Inhalte sein können, wenn sie sowohl formale Qualität als auch kulturelle Relevanz vereinen.
Die Swiss Music Awards werden am 28. Mai 2025 im Hallenstadion Zürich vergeben.
Die SUISA ist Mitglied des Vereins Press Play, dem offiziellen Verleiher der Swiss Music Awards, und unterstützt die Swiss Music Awards als Sponsoring-Partnerin.



