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Live-Musik

Partnerschaftlich gestärkt durch Krisenzeiten

Partnerschaftlich gestärkt durch Krisenzeiten
Round-Table-Gespräch mit Christoph Bill , Irène Philipp Ziebold (COO SUISA) und Alexander Bücheli (Geschäftsführer Bar & Club Kommission Zürich). (Fotos: Manu Leuenberger)
Heitere Events AG und Präsident SMPA
Moderation und Transkript: Markus Ganz, Gastautor
An einem Round-Table-Gespräch sprachen mit Christoph Bill und Alexander Bücheli zwei Vertreter von SUISA-Kunden aus dem Veranstalterbereich und Irène Philipp Ziebold, COO SUISA, über die Krisenbewältigung während der Pandemie. Auch die Zusammenarbeit mit der SUISA war ein Thema.

Wie haben Sie und die durch Sie vertretenen Betriebe die Corona-Krise bisher erlebt?

Christoph Bill: Als Präsident des Branchenverbands SMPA glaube ich, dass es alle unsere Mitglieder auf dem linken Fuss erwischt hat; wir waren nicht auf ein solches Szenario vorbereitet. Aber wir haben als Branche relativ schnell reagiert, haben uns zusammengetan, Sofortmassnahmen definiert (z. B. bezüglich Tickets bei Verschiebungen und Absagen) und laufend die nächsten Schritte besprochen. Der Rest ist Geschichte.
Alexander Bücheli: Auch wir wurden auf dem linken Fuss erwischt; es waren schlicht Zustände und Situationen, die nicht voraussehbar, geschweige denn antizipierbar waren. Danach gewannen die Verbände für die Mitglieder an Bedeutung, konkret erhielten sie bei uns eine wichtige Funktion der Übersetzung von Beamtendeutsch in die Sprache unserer Mitglieder. Bei uns kam noch eine moralische Komponente hinzu: In der Pandemie haben wir gemerkt, dass wir als Spassgesellschaft gelten, dass Partys einen anderen Ruf als Festivals oder Konzerte haben. Nach den Vorfällen in Ischgl im März 2020, wurde uns das Gefühl vermittelt, dass es ohne uns Corona nicht geben würde; das war für unsere Mitglieder auch emotional schwierig. Und vor dieser Moralfrage haben wir jetzt, da die Zahlen wieder steigen, wieder Angst: Kommt wieder der Ruf nach Klubschliessungen?
Irène Philipp Ziebold: Auch für die SUISA war diese Zeit herausfordernd. Auf beiden von uns betreuten Seiten, nämlich die der Mitglieder (Urheber und Verleger) und die der Kunden (Musiknutzer), haben in gewissen Märkten die Einnahmen sehr schnell und stark abgenommen. Es hat uns in einem Segment der Einnahmen getroffen, in dem wir keinen solchen Rückgang erwartet hatten: beim Aufführungsrecht, wo die Einnahmen in den letzten Jahren vor allem im Konzertbereich stetig angestiegen waren, während sie im Vervielfältigungsbereich seit Jahren zurückgingen. Wir waren entsprechend nicht darauf vorbereitet und konnten sie nicht einfach mit anderen Einnahmen kompensieren.
Die neue Situation hat uns auch in der Dienstleistung, besonders in der Beratung, stark herausgefordert. Aber es hat auch positive Seiten hervorgebracht. Es hat uns erstens gezeigt, dass wir uns als Partner von Mitgliedern und Kunden verstehen können, denn wir haben relativ schnell gehandelt und Massnahmen ergriffen. Und zweitens intern: Innerhalb von zwei Wochen haben 90 Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Home-Office gearbeitet. Dabei haben wir auch gemerkt, dass wir technologisch fähig sind, das Unternehmen mit rund 250 Angestellten aus der Ferne weiterzuführen. Schwieriger war die Umstellung auf menschlicher Ebene, das soziale Element, das auch in einer so grossen Firma eine dynamische Wirkung hat und von einem Tag auf den anderen wegfiel.

Gab es denn keine Notfallszenarien für den Fall, dass alles zugeht?

Christoph Bill: Ich habe mich oft gefragt, ob wir nicht unsere Mitglieder auf eine solche Gefahr hätten aufmerksam machen sollen. Aber ein solches Szenario war sehr weit weg, auch wenn es in einigen wenigen Notfallkonzepten auftauchte. Ich habe mir dies auch ab und zu vorgeworfen, aber was hätten wir denn anders gemacht? Wir haben sofort reagiert und uns unkompliziert als Branche engagiert. Damit meine ich nicht nur die SMPA, vielmehr haben wir es sogar geschafft, der Kultur- und Veranstaltungsbranche insgesamt eine Stimme zu geben. Dies ist auf politischer und medialer Ebene ein grosser Vorteil, und dies hätten wir eigentlich schon lange tun sollen, nun hat es eben die Pandemie ausgelöst. Und es zeigt sich, dass wir trotz der Breite der vertretenen Kultur sehr viele gemeinsame Nenner haben.

Versicherungen und gestreamte Konzerte

Herr Bücheli, in der Klubszene gab es im Kleinen seit Jahren schon Probleme wie angedrohte Schliessungen wegen Drogen und Lärmklagen – deshalb wurde die Bar & Club Kommission Zürich ja auch gegründet …

Alexander Bücheli: Ja, aber die Pandemie ist ein ganz anderes Problem, weil man sich nicht dagegen wehren kann wie bei Lärmklagen. Das ist das Extreme daran: Man muss vieles einfach hinnehmen. Wir haben beispielsweise mit Anfragen bei der Science Taskforce versucht, etwas zu lernen (bezüglich der Virenübertragung in Bars und Klubs), aber erfolglos. Keiner der Betriebe hatte ein Notfallkonzept, aber 80 bis 90 Prozent hatten eine Epidemie- oder Pandemieversicherung, doch viele Versicherungen haben sich gedrückt zu zahlen. In Zürich hatten wir das Glück, dass sich viele Mitglieder an einer Pool-Lösung beteiligt hatten, die die Pandemie-Zeit abdeckte, sogar zweimal: der zweite Lockdown wurde als zweiter Schadensfall betrachtet. Diese Versicherung wurde dann per Ende 2021 von den Versicherungsanstalten gekündigt – und existiert nicht mehr.
Wir hatten auch keine Alternativen zu einer Schliessung wie die Restaurants: Wir konnten keine Take-Away-Klubabende anbieten. Wir veranstalteten zwar im März 2021 das virtuelle Klubfestival «Limmatstream», an dem die Leute als Avatare durch die Klubs tanzen konnten. Da hatten wir über 3000 Beteiligte, man konnte auch Video-Chats mit anderen Avataren machen. Das war irgendwie toll, konnte aber ein richtiges Klub-Erlebnis nicht ersetzen. Zudem stellte sich die Frage, ob die Leute bereit gewesen wären, für ein solches virtuelles Erlebnis 10 bis 15 Franken zu zahlen, die man als Veranstalter bräuchte, um finanziell herauszukommen; wir boten es kostenlos an.
Christoph Bill: Zu den Versicherungen: Bei unseren Mitgliedern war es genau umgekehrt, da hatten höchstens 20 Prozent eine Versicherung und die haben in der Regel gezahlt. Aber wenn wir zurückschauen, war der Anfang der Pandemie eigentlich einfacher, weil es ein klares Verbot gab für Grossveranstaltungen. Schon Ende April 2020 wussten wir etwa, dass das «Heitere»-Festival im August nicht stattfinden kann, das ist zeitlich eine komfortable Situation für Veranstalter. Alle Kolleginnen und Kollegen haben damals gewusst, dass sie ihre Veranstaltungen innerhalb eines gewissen Zeitraumes verschieben müssen. Das bedeutet zwar einen riesigen Aufwand, aber es gab von allen Seiten viel Verständnis dafür. Schwierig wurde es danach, als Vorgaben für die Folgeperioden auf sich warten liessen und es keine klaren oder kantonal unterschiedliche Auflagen und Informationen gab. Entsprechend mussten wir kurzfristiger und in verschiedenen Szenarien planen.

Praxisfremdheit und fehlende Planbarkeit

Alexander Bücheli: Das ist ein wichtiger Punkt: Die klare Ansage des Bundes fehlte. Wenn man weiss, ob man offen haben kann oder schliessen muss, dann kann man sich darauf einstellen. Wir hatten noch eine Zwischenphase, in der die Zürcher Kantonsregierung sagte, man solle nicht mehr tanzen gehen, die Klubs müssten eigentlich geschlossen sein, aber uns nicht die Weisung gab, zu schliessen. Der moralische Druck wurde so gross, wie wird das früher noch nie erlebt haben; es kam sogar zu anonymen Beschimpfungen und Drohungen.
Christoph Bill: Ich habe damals auch eine Praxisfremdheit der Behörden festgestellt, lange auch keine Dialogbereitschaft. Wir sind auch viele Stellen angegangen, aber die haben den Ball einander zugeschoben und zu uns kam nichts zurück, statt dass sie uns einbezogen hätten für nachvollziehbare, praxistaugliche Massnahmen mit etwas Vorlaufzeit. Wie lange ist es gegangen, bis wir erstmals mit Leuten des Bundesamtes für Gesundheit sprechen konnten! Wir sind ja die letzten, die eine Veranstaltung um jeden Preis durchziehen wollen. Aber wir müssen eine behördliche Stütze haben, damit wir rechtzeitig sagen können, eine Veranstaltung muss abgesagt oder verschoben werden. Eine rollende Planung auf drei Monate hinaus wäre für uns ideal gewesen. Einen Klub kann man vielleicht von einer Woche auf die nächste öffnen, für ein Grosskonzert oder ein Festival aber braucht es diese Vorlaufzeit.

Durch das Verbot von Veranstaltungen konnte man sich also mehr oder weniger auf eine Situation einstellen. Kam es deshalb zu Kurzarbeit, Entlassungen oder sogar zu Konkursen?

Christoph Bill: Bei unseren Mitgliedern gibt es bis jetzt keinen einzigen Konkurs. Die Hilfspakete haben schnell und gut gewirkt; wir haben uns dafür auch bedankt. Die Probleme sind aber noch längst nicht ausgestanden: Z.B. ist die Nachfrage noch verhalten, Unterstützungen werden abgebaut und Fachkräfte fehlen. Deshalb bin ich kurzfristig nicht so zuversichtlich; die Stunde der Wahrheit, die schlägt erst noch.

Schnelle Hilfe und nur wenige Entlassungen

Alexander Bücheli: Die Schnelligkeit der Covid-Kredite und die Unterstützung bei der Kurzarbeit: Das war sehr wichtig für uns, auch wie unbürokratisch das gesprochen wurde – ein Schlüsselerlebnis. In Bezug auf die für das Überleben wichtigen A-fonds-perdu-Gelder muss man aber sagen, dass es sechs bis acht Monate ging, bis die ersten Beträge ausbezahlt wurden, es waren zudem nur Entschädigungen für Kulturunternehmen. Wir mussten sehr viel unternehmen, dass auch Klubs als Kulturunternehmen anerkannt und entschädigt werden – und dies gelang nur in gewissen Kantonen. Betriebe die dann Härtefallgelder erhielten, mussten über ein Jahr auf Unterstützung warten.
Christoph Bill: Die kantonal unterschiedlichen Auslegungen waren auch bei unseren Mitgliedern ein Problem, das bis heute anhält. An sich griffige Instrumente wie aktuell etwa der Schutzschirm für Publikumsanlässe werden in einigen Kantonen gar nicht eingeführt und in etlichen anderen ganz unterschiedlich angewendet. Da sind die Reserven, die man über 20, 30 Jahre in einem Geschäft mit sehr dünnen Margen aufgebaut hat, ziemlich bald aufgebraucht. Immerhin wurde bei der Kurzarbeit sehr schnell und unbürokratisch reagiert.
Alexander Bücheli: Entlassungen gab es in unserem Bereich nur wenige. Es war eher so, dass die Angestellten darum gebeten haben, weil sie in einem anderen Bereich arbeiten wollten. Konkurse gab es bei Betrieben, die schon vorher nicht so gut liefen, oder solchen, die erst auf den Markt gekommen waren. Dank privaten und betrieblichen Reserven, gab es nur wenig Konkurse.

Es gab in den letzten 20 Monaten viel weniger Konzerte, da könnte man annehmen, dass es bei der SUISA auch viel weniger zu tun gab …

Irène Philipp Ziebold: Wegen Corona wurden bei uns keine Entlassungen gesprochen. Wenn wir Leute nicht mehr ersetzt haben, dann war es aus allgemeinen Gründen, vor allem weil wir viele einfache Arbeiten automatisieren, also durch Computer ersetzen können. Man hat aber über Kurzarbeit gesprochen, genau mit der Argumentation der weggefallenen Konzerte. Wir haben dies dann genau angeschaut. Die Mitglieder- und Dokumentationsabteilung als auch der Kundendienst für den Medien- und den Online-Bereich waren kaum von Corona betroffen bzw. wir hatten dort mehr Aufwand, weil sich viele beraten liessen und wir zudem einen Nothilfefonds gegründet haben.
Nur der Kundendienst für die Aufführungsrechte bzw. Events hatte weniger zu tun. Dies gab Gelegenheit, Rückstände abzuarbeiten und die MitarbeiterInnen konnten in anderen Abteilungen eingesetzt werden, etwa im Bereich online, wo coronabedingt mehr Arbeit anfiel. Deshalb mussten wir wegen Corona niemanden entlassen oder in Kurzarbeit versetzen. Und wenn man das Betriebsergebnis von 2020 anschaut, haben wir auch ein relativ gutes Ergebnis in dieser Krise erreicht.

Notbudget und Mehraufwand

Hat das auch damit zu tun, dass die SUISA mit einem Notbudget gearbeitet habt, das rollend angepasst wurde?

Irène Philipp Ziebold: Absolut. Der Vorstand wollte wissen, wohin die Reise geht: Können wir die Kosten so weit reduzieren, wie die Einnahmen einbrechen? Dies wäre nur mit einer massiven Reduktion des Personals gegangen. Wir wussten aber, dass wenn wir Leute entlassen würden, dass diese dann fehlen würden am Tag X, wenn das Geschäft wieder normal läuft. Ein grosses Fachwissen , das für diese Aufgaben nötig ist, wäre nicht mehr vorhanden; neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen immer eine gewisse Einarbeitungszeit. Es wäre deshalb fahrlässig gewesen, in einer solchen Situation viele Leute zu entlassen.

Wie gross ist für Veranstalter der Zusatzaufwand, der durch immer wieder ändernde Corona-Regelungen entsteht?

Christoph Bill: Es ist unglaublicher Mehraufwand, den die Mitglieder der SMPA deshalb haben, das kann ich auch aus persönlicher Erfahrung vom «Heitere»-Festival her sagen. Das Entwickeln und Anpassen etlicher Szenarien, das Einholen, Verhandeln und Umsetzen der gesundheitspolizeilichen Bewilligung, das Ausarbeiten und Umsetzen des Schutzkonzeptes, die Absicherung der Risiken, der Umgang mit der Unsicherheit und das bei der Stangehalten aller Beteiligten gab und gibt für einen Veranstalter enorm viel zu tun, ganz abgesehen von den Zusatzaufwendungen vor Ort für Infrastruktur und Personal. Beim Heitere haben wir 2021 zusätzlich zur Vor-Ort-Ausgabe noch ein virtuelles Festival lanciert, eine wertvolle Erfahrung zwar, aber parallel ebenfalls ein enormer Aufwand.

Wie ist die Situation in angegliederten Bereichen, etwa bei den Technikern und der Security?

Christoph Bill: Zunehmend zum Problem werden dürfte der Fachkräftemangel, einerseits bedingt durch Entlassungen, die einige Firmen trotz allem aussprechen mussten. Andererseits orientieren sich immer mehr Leute aus diesen Bereichen anders, je länger die Krise dauert, auch wenn man sie gerne behalten würde. Und wer nun z.B. als Elektriker arbeitet, wird noch etwas zuwarten, bis er wieder zum Tontechniker-Beruf zurückgeht; er hat vielleicht auch die geregelteren Arbeitszeiten schätzen gelernt.
Dabei wird der Bedarf eher noch grösser als früher, denn unsere Mitglieder haben viele Veranstaltungen auf 2022 verschoben; das wird zu gewissen Zeiten eine grosse Massierung geben, weil die verschobenen und neue Veranstaltungen zusammenkommen. Das muss man irgendwie bewältigen. Und diese Tickets muss auch irgendjemand kaufen.
Alexander Bücheli: Anfang 2022 wird bei uns entscheidend sein, auch abhängig davon, wie das Adventsgeschäft mit Firmenanlässen läuft, das in einigen Betrieben 30 bis 50 Prozent des Jahresumsatzes ausmachen kann.

Gemeinsame Stimme und schnelle Reaktion

Wie wichtig war es, dass sich verschiedene Verbände früh zusammengetan haben, um vor allem beim Bund eine Stimme zu erhalten?

Christoph Bill: Das war absolut entscheidend. Wenn es auch lange nicht zu einem richtigen Dialog gekommen ist, viele unserer Botschaften sind schneller angekommen, als wir das Gefühl hatten. Was umgesetzt wurde, ging grösstenteils in die richtige Richtung. Es war wichtig, die Stimmen aus dem Kultur- und Veranstaltungsbereich zu bündeln statt einzeln vorzupreschen. Es ist gerade auch für Politikerinnen und Politiker enorm wichtig, dass sie nicht von allen Seiten mit Stellungnahmen eingedeckt werden, sondern dass es einen kleinsten gemeinsamen Nenner gibt – den haben wir immer gesucht. Als Verband spielten wir plötzlich eine grössere und sichtbarere Rolle. Wir haben schon in den letzten sechs bis zehn Jahren ein Klima der Offenheit und des Miteinanders geschaffen. Darauf konnten wir bauen.

Wie hat sich die Stellung der SUISA in dieser Krisenzeit verändert?

Irène Philipp Ziebold: Auf der Seite der Mitglieder und Verlage sind wir gestärkt worden, weil wir für sie da waren und nicht in Kurzarbeit verschwanden. Die Beratung war für die Mitglieder immens wichtig. Wir haben weiterhin unseren Auftrag erledigt, dass wir Geld generiert haben – die Jahresrechnung 2020 zeigt, dass das nicht schlecht gelang. Wir haben zudem einen Nothilfefonds erstellt, bei dem wir gerade im Gegensatz zu gewissen Unterstützungen des Bundes noch etwas pragmatischer sind. Wir sind weder oberflächlich noch fahrlässig, aber wir verlangen weniger Angaben und können deshalb schneller gewisse Unterstützungen leisten. Wir haben auch unsere Vorschussregelungen geändert, grosszügiger gemacht, aber immer in Abwägung des Risikos. Wir haben auch noch eine Urheber- und Verlegerfürsorge, die ebenfalls Unterstützung leistet. Wir haben agiert, und dies hat uns bei unseren Mitgliedern nochmals gestärkt.

Und bei den Kunden?

Irène Philipp Ziebold: Auch dort haben wir sehr schnell reagiert, und auch Massnahmen getroffen, die wir nicht hätten machen müssen, etwa die Zahlungsfristen zu verlängern und Mahnungen zu sistieren. Da sind wir ziemlich agil und partnerschaftlich aufgetreten. Das hat uns viel Goodwill gebracht.

Und betreffend einer Stimme?

Irène Philipp Ziebold: Hier kann ich auf den Schweizer Musikrat hinweisen. Als dessen Mitglied sind wir gut in der Taskforce Culture vertreten. Erstmals sind Veranstalter und Mitglieder quasi an einem Tisch mit der gleichen Forderung mit einer Stimme gekommen, das hat auch in der Politik gut gewirkt. Die Taskforce Culture konnte einen gewissen Einfluss ausüben, war einbezogen, auch bei Gesprächem mit Bundesrat Berset. Es war und ist ein Erfolg, den man weitertragen sollte.

Unkomplizierte Lösungen und verzögerte Normalisierung

Wie stufen die Veranstalter die Krisen-Zusammenarbeit mit der SUISA ein?

Christoph Bill: Auch wenn es die SMPA-Mitglieder weniger betroffen hat, so hat die SUISA in einigen Bereichen schnell und unkompliziert Lösungen gefunden. Danke, Kompliment! Der Dialog mit uns als Verband war schon vorher gut, wurde aber noch besser. Wir haben das Bewusstsein gespürt, dass man im selben Boot sitzt. Und es wurde auch klar, dass man die Zukunft nur zusammen meistern kann und vielleicht auch neue Wege gehen muss.
Alexander Bücheli: Es war ein bisschen wie bei der Taskforce Culture. Wir haben zu Beginn der SUISA geschrieben, weil wir das Problem haben, dass die Klubs quartalsmässig Rechnungen zahlen und nicht anhand von Veranstaltungen, die stattfinden. Die SUISA hat sehr unkompliziert eine Lösung gefunden, für die wir sehr dankbar sind. Unabhängig von Covid sollten wir vermehrt versuchen, einander zu verstehen und sich auch zu treffen. Und es ist ein gutes Zeichen, dass niemand unserer Mitglieder sich bei mir seit der Pandemie über die SUISA beklagt hat, also funktioniert es.

Wie sind die Erwartungen an eine Normalisierung der Situation, hat sich beim Publikum ein Bedürfnis nach Veranstaltungen aufgestaut?

Christoph Bill: Das ist für mich immer noch ein Blick in die Glaskugel. Nein, ich denke nicht, dass sich da noch viel aufgestaut hat. Viele Menschen werden erst verzögert an Konzerte und Festivals zurückkehren. Das zeigt sich darin, dass die Nachfrage bei Veranstaltungen unserer Mitglieder – abgesehen von einigen Ausnahmen – 20 bis 30 Prozent tiefer liegt als üblich und dass ein höherer Anteil der Gäste, die ein Ticket haben, nicht erscheinen. Diese Verzögerung ist neben der für die Organisation benötigten Vorlaufzeit zu beachten: Wir versuchen den Live-Betrieb wieder in Gang zu bringen. Aber wir können den Hebel nicht einfach umstellen. Es braucht dafür wohl auch Anschubhilfen und Instrumente wie etwa, dass die SUISA weiterhin Zahlungsfristen erstreckt.

Das Round-Table-Gespräch fand am 12. November 2021 statt. Die Teilnehmer waren: Christoph Bill, Heitere Events AG und Präsident SMPA (Swiss Music Promoters Association); Alexander Bücheli, Geschäftsführer Bar & Club Kommission Zürich; Irène Philipp Ziebold, COO SUISA und Vize-Präsidentin Schweizer Musikrat.

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