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Swiss Track 2014: Kontroverse Hymne und elektronische Perle aus dem Karton

Swiss Track 2014: Kontroverse Hymne und elektronische Perle aus dem Karton
Räumten den Preis für «The Electronic Music Track 2014» ab: Pixie Paris
Foto: Nina Stiller

Letzten Mittwoch fand im Zürcher Mascotte die Preisverleihung des Kompositionswettbewerbs Swiss Track statt. Der Förderwettbewerb für elektronische Musik wird seit sechs Jahren von der FONDATION SUISA gemeinsam mit dem Verein Street Parade durchgeführt. Gesucht wurden eine eingängige offizielle Street-Parade-Hymne sowie ein innovativer «Electronic Music Track». Kaum bekanntgegeben, sorgte die Sieger-Hymne für emotionale Diskussionen auf Social Media. Unbestritten kreativ ist der andere Sieger-Song vom Duo Pixie Paris, die den Preis für «The Electronic Music Track» abräumten. Wir haben uns mit der einen Hälfte des Duos, der belgischen Wahlhamburgerin Cindy, kurz unterhalten.

Man kann die offizielle Street Parade-Hymne 2014 vom Zuger DJ Schuhmacher mögen oder nicht, die Hauptsache ist: In Newsportalen und auf Social Media wird über die Street Parade diskutiert. Und zwar über Musik. Dabei hat der Sieger-Song in der Kategorie «Electronic Music Track 2014» mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit verdient wie die Hymne. Innovative Kompositionsperlen der elektronischen Musik sind in dieser Kategorie gesucht. Die Wahl der Jury fiel auf den Song: «Es rappelt im Karton» von Pixie Paris.

Das Gewinner-Duo bezeichnet sich selber als ein «weiteres erfolgreiches Produkt der europäischen Völkerverständigung». Er lebt in Winterthur, sie in Hamburg, und so entstehen ihre Songs nicht zuletzt dank der Unterstützung von Skype. An der Preisverleihung konnten die beiden Musiker leider nicht teilnehmen. Am Tag darauf stand Sängerin Cindy für ein kurzes Interview zur Verfügung. Natürlich via Skype.

Hallo Cindy. Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zum «Electronic Music Track 2014». Ihr führt ja quasi eine musikalische Fernbeziehung mit Hilfe moderner elektronischer Kommunikationsmittel. Heisst das, ihr jammt virtuell, also quasi in der Cloud zwischen Winterthur und Hamburg?
Ich muss zuerst mal ein bisschen ausholen: Matete und ich kennen uns schon seit 2003. Wir waren beide im Popkurs, Matete als Schlagzeuger, ich als Bassistin. Wir haben eigentlich bereits von Anfang an unsere Musik virtuell geschrieben. Selbst als wir beide zusammen in Hamburg in der gleichen Wohnung wohnten, haben wir uns in erster Linie via E-Mail ausgetauscht. Wir haben da begonnen, uns Ideen und Soundfiles zuzuschicken. Nicht nur übers Internet; manchmal schickte er mir eine Minidisc mit Songs. Heute können wir dies einfacher zum Beispiel via WeTransfer machen. Manchmal schicke ich ihm eine nackte Soundidee, er mir einen fertigen Text. So entstehen die Songs.

Glaubst du, Pixie Paris würde anders klingen, wenn ihr eure Musik gemeinsam im gleichen Raum machen würdet?
Ich glaube, wenn wir im gleichen Raum Musik machen würden, gäbe es Pixie Paris so gar nicht. Wir brauchen beide unseren Freiraum und würden uns bedrängt fühlen, wenn wir zum Beispiel zusammen in einem Übungsraum wären. Natürlich gibt es auch Zeiten, wo wir zusammen unterwegs sind, aber dann schreiben wir keine Songs.

Bereitet ihr euch wenigstens gemeinsam auf Konzerte vor?
Kaum. Auch hier ist die gemeinsame Zeit spärlich gesäht. In der Regel folgen unsere Songs live einem klaren Ablauf und lassen dadurch nicht viel Freiraum.

Der «Electronic Music Track» hiess früher «Best Innovative Track». Wie wichtig ist euch Innovation in eurer Musik? Zumindest eure Art, virtuell zusammenzuarbeiten, ist recht innovativ.
Wir gehen nicht an Songs heran mit dem Gedanken, etwas Innovatives zu schaffen. Die Innovation in unserer Musik ergibt sich eher durch uns beide und unsere jeweiligen musikalischen Hintergründe. Ich komme aus einer Familie, die viel Schlager gehört hat, und habe dadurch Schlager im Blut. Matete kommt aus einer völlig anderen Stilrichtung, aus dem Punk. Am ehesten ergibt sich die Innovation aus dieser Mischung.

Ihr wurdet von Majors umgarnt, seid aber unabhängig geblieben und habt euer eigenes Label. Wie wichtig ist es für euch, unabhängig zu bleiben? Wär’s nicht einfacher, ein Major-Label imRücken zu haben?
Es gab Anfragen von Major-Labels, und wir waren mit ihnen im Gespräch. Im Lauf dieser Gespräche kam es aber bei ihnen ständig zu Wechseln. Dies zeigte mir auf, wie schnelllebig das Musikbusiness ist. Zudem befürchteten wir, dass wir durch einen Wechsel auf ein Major-Label auf der anderen Seite ständig neue Personen haben, die für uns zuständig sind. Wir haben nichts gegen finanzielle Unterstützung, aber es geht auch anders als mit Majors. Unsere letzte Platte haben wir zum Beispiel durch Wemakeit.ch [Anm. des Verfassers: Crowdfunding-Plattform] finanzieren können.

Crowdfunding, elektronische Kommunikation – das Internet spielt für Pixie Paris eine wichtige Rolle. Wie steht ihr zu den Schattenseiten des Internets, konkret im Hinblick auf Urheberrecht?
Ganz klar: Das Internet ist wichtig für uns. Ohne Internet gäbe es uns nicht in dieser Form. Ich bin mir aber bewusst, dass das Internet Musiker und Branche vor Herausforderungen stellt. Es ist schwer, Musik im Internetzeitalter zu schützen.Aber wie gesagt: Für uns als Band und wie wir arbeiten ist das Internet vor allem ein Segen.

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