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#SUISA100

SUISA-Song zum 100-Jahre-Jubiläum

SUISA-Song zum 100-Jahre-Jubiläum
Grégoire Vuilleumier aka Greis rappt im Jubiläumssong «Anthem 2023» mehrsprachig.
Foto: Oliver Moser
Interview von Erika Weibel
Der Rapper Greis hat zusammen mit weiteren Miturhebern im Auftrag der SUISA einen Jubiläumssong komponiert. Das mehrsprachige Stück «Anthem 2023» wird die Genossenschaft in diesem Jahr begleiten. Im schriftlichen Interview gab Greis Auskunft über die Entstehung und Hintergründe der Auftragskomposition.

Du hast den SUISA-Song für das 100-Jahre-Jubiläum komponiert. Wie bist du dabei vorgegangen?
Greis: Üblicherweise muss ich für solche Songs zuerst ausgiebig recherchieren. Aber hier ist alles anders, weil ich die SUISA kenne. Weil ich viele Menschen kenne, die hier arbeiten. Weil ich seit über 20 Jahren mit ihnen Workshops zum Urheberrecht durchführe. Gemeinsam über Jahrzehnte in der ganzen Schweiz an Schulen den Puls zu nehmen, das verbindet.

Die erste Version des Songs hast du schon 2015 für einen Mitarbeitendenanlass der SUISA geschrieben. Wie schwierig war es, die bestehende Skizze unter der neuen Prämisse «Jubiläumssong» weiterzuentwickeln?
Einerseits hat es die Arbeit vereinfacht. Weil ich den Tonfall schon gefunden hatte. Ohne die Last eines Jubiläums, das Beschönigende einer Auftragskomposition. Der Song würde vermutlich nie dieselbe Leichtigkeit oder Ehrlichkeit haben, hätte ich erst jetzt von Null angefangen. Andererseits war es nicht einfach, den neuen Inputs und Inhalten die passende Form zu geben und gleichzeitig diese Leichtigkeit zu bewahren.

Kein herkömmlicher Corporate-Auftrag

Was war dir bei der Songkreation wichtig?
Seal hat mal gesagt: «You need years of effort in music to make it seem effortless». Ich habe versucht, einen Song zu machen, der nicht nach Jubiläumssong oder nach einem herkömmlichen Corporate-Auftrag tönt.

Du hast für die SUISA aus dem Song heraus auch ein Soundlogo kreiert. Gab es dabei eine besondere Herausforderung?
Gerade in der Romandie und in Frankreich sind Jingles und Soundlogos ein sehr wichtiger Teil der audiovisuellen Landschaft. Schon bei meinem ersten Album habe ich ein eigenes Soundlogo kreiert. Und als ich in einer Kommunikationsagentur arbeitete, wollte ich immer allen einen Jingle andrehen. Zudem arbeite ich regelmässig als Sprecher für Ladendurchsagen und Radiospots. Du siehst also, ich habe mein Leben lang auf diesen Auftrag gewartet. Aber es ist extrem herausfordernd, in ein paar Sekunden zu packen, wofür ich sonst einen ganzen Song Zeit habe.

Als Komponist schreibst du vor allem für dich und andere Musikerinnen und Musiker. Wie war es, eine Auftragskomposition für ein Unternehmen zu schreiben?
Die SUISA ist ja nicht irgend ein peinliches Privatunternehmen sondern jene Genossenschaft, die für uns Musikschaffenden die Kohle eintreibt. Die SUISA arbeitet also für mich, viel mehr als ich für sie. Es ist ganz anders, etwas für eine Institution zu machen, die auch etwas für dich macht. Aber es ist auch viel schwieriger. Brotjobs für belanglose Buden sind easy, man nimmt das Geld und fühlt sich ein bisschen dreckig. Je mehr Bezug du hast, desto mehr willst du wirklich gute Arbeit machen, und desto mehr Druck machst du dir selber.

Wieviel Greis steckt im SUISA-Song? Kann man überhaupt seine künstlerische Identität beibehalten, wenn man für ein Unternehmen schreibt?
Eigentlich sollte genau das der Reiz sein: Dass man seine zerbrechliche künstlerische Identität abstreifen kann, um in eine konstruierte, hochglanzpolierte Corporate Identity zu schlüpfen. Du musst einen anderen Ton finden, um in einer fremden Stimme ein ebenso fremdes Zielpublikum anzusprechen. Als Künstler, der sich viel mit sich selber beschäftigt, gehe ich mir oft auf den Sack. Finde meine Gedanken langweilig, leide unter dem Impostor-Syndrom. Wenn ich dann für irgendein Unternehmen schreiben kann, welches sichtlich weniger echt und ehrlich ist als ich, ist das geradezu therapeutisch. Leider ist dies hier nicht der Fall, weil ich mich mit der SUISA identifiziere und sie als Verbündete sehe. Hier kann ich meine künstlerische Identität nicht abstreifen. Deshalb war es für mich auch schwieriger, konstruktive Feedbacks zu akzeptieren, weil mehr von mir im Song steckt als bei einem beliebigen Auftrag.

Song für die SUISA eine Herzenssache

Viele Musikerinnen und Musiker haben Mühe damit, Songs für Unternehmen zu schreiben. Oftmals steht der Vorwurf des Ausverkaufs im Raum. Wie war das bei dir in diesem Projekt?
Hier war es wie gesagt das Gegenteil. Ich habe eher zu viel Aufwand betrieben, weil mir die Sache am Herzen liegt. Dabei läufst du Gefahr, die Leichtigkeit zu verlieren und den Ton nicht mehr zu treffen. Zum Glück war ich mir dessen bewusst und genoss viel Unterstützung. Aber es ist auf jeden Fall so: Musikschaffende sollten sich immer gut überlegen, mit welchem Teufel sie tanzen wollen. Aus Geldnot habe ich in der Vergangenheit Jobs angenommen, die sehr unangenehm waren. In einer prekären finanziellen Lage können sich viele Musikschaffenden den Luxus nicht leisten, existenzsichernde Aufträge abzulehnen. Aber man muss sich immer bewusst sein, welche Konsequenzen eine Partnerschaft auf die eigene Glaubwürdigkeit haben kann.

Die SUISA feiert 2023 ihr 100-jähriges Bestehen. Was meinst du, was hat sie in den 100 Jahren ihres Bestehens ausgezeichnet?
Der ständige Wandel im Hörverhalten ist auf jeden Fall eine enorme Herausforderung. Kaum passt du das System auf die neuen Tonträger oder Musikplattformen an, schon ändern sich die Hörgewohnheiten wieder. Das Feld der Musik ist so unglaublich dynamisch, dass sich die SUISA in einer konstanten Evolution befindet. Auf der Höhe dieses ewigen Wandels zu bleiben, das zeichnet die SUISA aus.

«Anthem 2023»
Text und Musik von Greis, Kackmusikk, C. Perkins, Ben Mühlethaler

Der Jubiläumssong kann auf der Website www.suisa100.ch angehört werden. Die Microsite zum Jubiläumsjahr wird laufend ergänzt und informiert über Jubiläumsaktionen, Ausserordentliches und Historisches zum 100-Jahre-Jubiläum. Zudem gibt es auch Wettbewerbe und die Möglichkeit, Grussbotschaften zu hinterlassen. Auf dem Youtube-Kanal SUISA Music Stories ist ein Lyric-Video zum Song veröffentlicht.

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