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Arseniy Shkaptsov

«Komponieren heisst für mich, aus dem Leben heraus zu musizieren»

«Komponieren heisst für mich, aus dem Leben heraus zu musizieren»
Arseniy Shkaptsov wurde 1993 in Moskau geboren und kam 2011 in die Schweiz, wo er seine Ausbildung als Fagottist und Dirigent vervollständigte. Er lebt im Tessin.
Foto: zVg
Text von Gastautor Markus Ganz
Das Festival Murten Classics präsentiert am 27. August 2023 zum Jubiläum von 100 Jahre SUISA vier Auftragswerke einer neuen Generation von jungen Schweizer Komponistinnen und Komponisten. Einer davon ist Arseniy Shkaptsov.

«Ich war wirklich überrascht über diesen Auftrag, ein Werk für Murten Classics zu komponieren», erklärt Arseniy Shkaptsov. «Ich bin sogar ein bisschen erschrocken, denn ich verstehe mich eher als Fagottist und Dirigent denn als Komponist.» Tatsächlich hat der 1993 in Moskau geborene Musiker zunächst seine Ausbildung als Fagottist am Conservatorio della Svizzera Italiana und als Dirigent an der Zürcher Hochschule der Künste vervollständigt, als er 2011 in die Schweiz kam. «Ich habe nicht im Hauptfach Komposition studiert. Aber natürlich gehörten zum Studium auch kompositorische Themen wie Harmonie, Analyse, Fuge etc.»

Vielfältige Einflüsse

Arseniy Shkaptsov ist vielseitig aktiv. Seit 2017 ist er künstlerischer Leiter des United Soloists Orchestras, mit dem er das 2022 erschienene Album «Stravinsky Firebird Suite 1919» einspielte. 2019 wurde er zum stellvertretenden Dirigenten von Vladimir Fedoseev beim Tschaikowsky-Sinfonieorchester ernannt, 2022/2023 debütiert er mit dem Athens Philharmonia Orchestra und dem Orchestra della Toscana. Doch Arseniy Shkaptsov liebt nicht nur klassische Musik und russische im Speziellen, er zählt auch Jazz, Minimal Music und brasilianische Musik zu seinen Haupteinflüssen – und widmet sich diesen Genres. So veröffentlichte er 2018 mit der Gruppe The Sharp Shock das jazzige Album «Canon» und sein eigenes Album «Bassoonova». Auf letzterem interpretiert er Stücke des Bossa-Nova-Mitbegründers Antônio Carlos Jobim, die er für Jazzband und Streichensemble arrangiert hatte. Im Albumtitel (Bassoon ist das englische Wort für Fagott) zeigt sich der trockene Witz des Musikers, der auch im Gespräch immer wieder aufblitzt.

All dies beeinflusse die Musik, die er komponiere, erklärt Arseniy Shkaptsov. Einen Einfluss habe natürlich stets auch sein persönlicher Hintergrund. Deshalb nehme er mit dem für Murten Classics geschaffenen Werk «C’era una volta in Ticino» Bezug zu seinem aktuellen Lebensumfeld, was auch zum Festivalthema «Geschichten – Histoires» passe. «Es geht in meinem Stück um die Region, in der ich jetzt lebe: das Tessin». Als dieser Bezug feststand, habe er angefangen, «ein bisschen in meinem Kopf zu komponieren, ein paar Melodien zu singen».

Ein tönendes Perpetuum Mobile

So sei er auf ein melodisches Thema gekommen, das das Tessin in den Bergen darstelle und folkloristisch klinge. Der Hintergrund dazu ist, dass er gerne an Feste der Tessiner Bevölkerung in den Bergen gehe, an denen alte Volkslieder gesungen werden. Die entstandene Musik sei sehr melodisch und rhythmisch, wirke wie eine Art von Perpetuum Mobile, sei wie die Zeit ständig in Bewegung. «Sie repräsentiert die Bewegung der Menschen, die im Tessin Zug fahren und in die Berge gehen. Und es gibt noch ein zweites Thema, das die Landschaft darstellt, den See und die Berge.» Man könne sagen, dass das Programmmusik mit folkloristischem Einschlag sei, aber es sei auch ein bisschen von der Minimal Music beeinflusst.

Bescheiden meint Arseniy Shkaptsov, dass er beim Komponieren noch nicht einen wirklich persönlichen Stil gefunden habe. «Es ist auch nicht so, dass ich jeweils eine klare Vorstellung eines Stücks habe und dann mit dem Komponieren beginne. Ich improvisiere oft einfach oder habe Musik in meinem Kopf, die ich dann aufnehme und später als Noten niederschreibe. Für mich ist es also eher eine Improvisation; Komponieren heisst für mich, aus dem Leben heraus zu musizieren.» Hinzu kommt die Herausforderung der Orchestrierung für das erweiterte Hilaris Chamber Orchestra. «Dies ist für mich vor allem eine Frage der Zeit und Ruhe. Ich kann nicht jeden Tag vielleicht 30 Sekunden des Stücks schreiben und dazwischen die Kinder betreuen und das Auto reparieren. Am besten ist es, wenn ich eine Woche woanders bin und absolute Ruhe habe, um mich voll auf das Schreiben der Musik zu konzentrieren. Dann geht es schnell.»

Wertvolles Feedback

Arseniy Shkaptsov und Daniel Schnyder, der Mentor bei diesem Projekt von Murten Classics, kennen sich bereits seit über zehn Jahren. «Als ich noch in Russland lebte, haben wir einmal zusammengespielt – und ich habe ihn als unglaublichen Musiker erlebt. So habe ich ihn gebeten, mir etwas beizubringen, und so wurde er gewissermassen zu meinem ersten Lehrer für Jazz.» Seither haben sich die Beiden bei verschiedenen Gelegenheiten wieder getroffen, und nun also auch bei diesem Projekt von Murten Classics. «Ich habe ihm Teile meiner Komposition geschickt, wozu er mir dann jeweils ein Feedback gegeben hat, etwa, ich solle das Pizzicato nicht vergessen, auch die Überraschungsmomente nicht.»

Dieses Feedback von Daniel Schnyder sei für ihn sehr wichtig, weil es ihn zum Nachdenken über Aspekte angeregt habe, die er beim Komponieren nicht oder zu wenig beachtet habe. «Beim Schreiben vergisst man leicht, dass man die Musik noch interessanter machen kann. Er hat mich zum Beispiel gefragt, ob ich eine Passage wirklich nur für Streicher schreiben wolle und nicht noch etwas Hartes hinzufügen wolle. Für mich ist es aber schwierig, alle Instrumenten-Parts zusammen zu schreiben. Da hat er mir geraten, zuerst die Streicher zu schreiben und dann erst noch etwas hinzuzufügen.»

Gerade bei solchen Arbeiten hilft der Computer Arseniy Shkaptsov. «Meistens sitze ich am Computer und fange an, aus dem Kopf heraus zu komponieren, meist über eine Tastatur, und teste aus, wie das klingt. Dann klingt es oft nicht so, wie ich es mir in meinem Kopf vorgestellt habe, also passe ich das an, transponiere etwa den Cello-Part nach oben.» Dies mache ihm bewusst, wie schwierig es die Komponisten früher ohne Computer hatten. «Diese mussten aus dem Kopf heraus perfekte Partituren schreiben – das ist unglaublich!» Was ihm bei der Arbeit auch helfe, sei seine Erfahrung als Orchestermusiker und Dirigent. «Die Grundlagen der Instrumente kenne ich. Und für die Details der spielerischen Ausgestaltung kann ich befreundete Musiker fragen, wenn ich unsicher bin.»

www.arseniyshkaptsov.com

Jubiläumskonzert zu 100 Jahre SUISA am Festival Murten Classics 2023

Murten Classics hat letztes Jahr die vier jungen Schweizer Talente Pascal Bachmann (*2006), Joëlle Nager (*2000), Théo Rossier (*2002) und Arseniy Shkaptsov (*1993) beauftragt, zum Festivalthema «Geschichten – Histoires» je eine maximal achtminütige Komposition für Streichorchester, Klavier, Harfe und zwei Schlagzeuge zu schreiben. Ausgewählt wurden die vier «Young Composers» von dem Dirigenten Christoph-Mathias Mueller, der auch künstlerischer Leiter von Murten Classics ist, und dem «Senior Composer» Daniel Schnyder. Letzterer begleitet die «Young Composers» während des Kompositionsprozesses als Mentor. Der 1961 in Zürich geborene und seit 1992 in New York City lebende Saxofonist und Flötist gilt als einer der vielseitigsten Komponisten seiner Generation.

Unter dem Titel «Aus der Werkstatt geplaudert» findet am Samstag, 26. August um 14 Uhr in der Deutschen Kirche Murten eine öffentliche Generalprobe mit Gesprächen statt. Ein Ticket zum Konzert von Sonntag, dem 27. August berechtigt zu dieser öffentlichen Probe in Anwesenheit der Komponistin und der Komponisten. Das Konzert mit den Uraufführungen beginnt am Sonntag um 20 Uhr im idyllischen Schlosshof. Die Werke der Young Composers werden von Arcangelo Corellis «Concerto grosso op. 6, Nr. 4» und Ernest Blochs «Concerto grosso No. 1» eingerahmt. Interpretiert wird das Programm durch das Hilaris Chamber Orchestra, das erweitert wird mit Isabel Goller (Harfe), Kiril Zvegintsov (Klavier), Jens Ruland (Schlagzeug) und João Carlos Pacheco (Schlagzeug); als Dirigent wirkt Christoph-Mathias Mueller.

Tickets ab dem 1. Juni und weitere Infos: www.murtenclassics.ch

Arseniy Shkaptsov

«Cosa significa per me comporre? Mettere la vita in musica»

«Komponieren heisst für mich, aus dem Leben heraus zu musizieren»
Arseniy Shkaptsov è nato a Mosca nel 1993 e nel 2011 si è trasferito in Svizzera, dove ha completato la sua formazione come fagottista e direttore d’orchestra. Attualmente vive in Ticino.
Foto: zVg
Contributo ospite di Markus Ganz
Il 27 agosto 2023, in occasione dei 100 anni della SUISA, il festival Murten Classics presenterà quattro opere su commissione realizzate da una nuova generazione di giovani compositrici e compositori svizzeri. Uno di questi è Arseniy Shkaptsov.

«Ricevere l’incarico di comporre un’opera per il Murten Classics mi ha davvero sorpreso», racconta Arseniy Shkaptsov. «Mi ha addirittura spaventato un po’, perché mi considero più fagottista e direttore d’orchestra che compositore». In effetti Shkaptsov, nato a Mosca nel 1993 e trasferitosi in Svizzera nel 2011, ha completato la sua formazione come fagottista presso il Conservatorio della Svizzera Italiana e come direttore d’orchestra presso l’Hochschule der Künste di Zurigo. «La composizione non rientrava fra le mie materie principali, sebbene, naturalmente, abbia studiato anche argomenti legati ad essa, come l’armonia, l’analisi, la fuga ecc.».

Una molteplicità di influenze

Gli ambiti di interesse di Arseniy Shkaptsov sono molto variegati. Dal 2017 è direttore artistico della United Soloists Orchestra, con la quale ha inciso l’album «Stravinsky Firebird Suite 1919» uscito nel 2022. Nel 2019 è stato nominato assistente direttore d’orchestra di Vladimir Fedoseev per l’Orchestra Sinfonica Tchaikovsky e nella stagione 2022/2023 ha debuttato con la Athens Philharmonia Orchestra e l’Orchestra della Toscana. Ma Arseniy Shkaptsov non ama solo la musica classica e la musica russa in particolare: tra le sue principali influenze annovera anche il jazz, la musica minimalista e la musica brasiliana, generi a cui si dedica attivamente. Nel 2018 ha pubblicato l’album jazz «Canon» con il gruppo The Sharp Shock e l’album «Bassoonova» come solista, in cui interpreta brani del co-fondatore della bossa nova Antônio Carlos Jobim che ha arrangiato per gruppi jazz e ensemble d’archi. Il titolo dell’album (Bassoon è il termine inglese che indica il fagotto) mostra il senso dell’umorismo asciutto del musicista, che caratterizza anche le sue conversazioni.

Arseniy Shkaptsov racconta come tutti questi elementi influenzino la musica che compone. Naturalmente anche le sue esperienze personali hanno una notevole influenza. Ecco perché l’opera «C’era una volta in Ticino» creata per Murten Classics fa riferimento al contesto in cui vive attualmente ed è perfettamente in linea con il tema del festival «Geschichten – Histoires». «La mia opera parla della regione in cui vivo ora, il Ticino». Una volta stabilito questo legame, Shkaptsov spiega di aver iniziato a «comporre qualcosa nella mia testa, a canticchiare qualche melodia».

Un moto perpetuo sonoro

È così che ha creato un tema melodico che interpreta il Ticino in montagna e rimanda al folclore. La composizione nasce dalla passione per il musicista per le feste organizzate dai ticinesi in montagna, dove si cantano vecchie canzoni popolari. La musica composta è ricca di melodia e ritmo e ricorda quasi un moto perpetuo, in continuo movimento come il tempo. «Rappresenta il movimento delle persone che prendono il treno e si recano in montagna in Ticino. È inoltre presente un secondo tema, che rappresenta il paesaggio, il lago e le montagne». Possiamo dire che si tratta di musica a programma con un tocco di folclore, influenzata in parte anche dalla musica minimalista.

Con grande modestia, Arseniy Shkaptsov spiega di non essere ancora riuscito a trovare uno stile di composizione davvero personale. «Non ho sempre un’idea chiara del pezzo che mi consenta di iniziare subito a comporre, per me non funziona così. Spesso mi limito a improvvisare oppure ho in testa della musica che poi incido e trascrivo in un secondo momento. Si tratta piuttosto di improvvisazione: per me comporre significa mettere la vita in musica». Per non parlare della sfida dell’orchestrazione per la Hilaris Chamber Orchestra allargata. «Per me è una questione di tempo e tranquillità. Non posso scrivere 30 secondi di opera ogni giorno, nei ritagli di tempo che mi restano mentre mi occupo dei bambini o porto l’auto dal meccanico. È meglio se vado via per una settimana restando nella massima tranquillità: solo così posso concentrarmi totalmente sulla composizione della musica. In questo modo il processo diventa veloce».

L’importanza del feedback

Arseniy Shkaptsov e Daniel Schnyder, il mentore di questo progetto di Murten Classics, si conoscono da oltre dieci anni. «Quando vivevo ancora in Russia, una volta abbiamo suonato insieme: lo ritengo un musicista eccezionale. Allora gli ho chiesto di insegnarmi qualcosa, e in un certo senso è stato il mio primo insegnante di jazz». Da allora i due si sono incontrati di nuovo in diverse occasioni, e ora anche per questo progetto di Murten Classics. «Gli ho inviato alcune parti della mia composizione e lui mi ha dato un feedback: mi ha detto ad esempio che non dovevo dimenticare il pizzicato né gli elementi di sorpresa».

Questo feedback di Daniel Schnyder è molto importante per Shkaptsov: lo ha portato a riflettere su aspetti che aveva considerato poco o non aveva considerato affatto durante il processo di composizione. «Quando si compone ci si dimentica facilmente che è possibile rendere la musica ancora più interessante. Schnyder mi ha chiesto ad esempio se ero davvero certo di voler scrivere un passaggio solo per archi e non aggiungere qualcosa di più «forte». Trovo però difficile scrivere tutte le parti strumentali contemporaneamente. Mi ha allora consigliato di scrivere prima le partiture per archi e solo dopo di aggiungere altri elementi».

Per questi processi, Arseniy Shkaptsov si affida al computer. «Per lo più mi siedo al computer e inizio a comporre trasferendo le idee dalla testa alla tastiera, per capire com’è il suono. Spesso non sento esattamente quello che avevo immaginato nella mia testa, quindi sistemo la partitura e alzo la tonalità del violoncello, ad esempio». Questa modalità di lavoro ha fatto capire a Shkaptsov quanto fosse difficile la composizione prima dell’arrivo del computer. «I compositori dovevano creare partiture perfette semplicemente usando la testa: è incredibile!» Un altro elemento fondamentale nel suo lavoro è l’esperienza come musicista e direttore d’orchestra. «Ho nozioni di base degli strumenti musicali. E se ho dubbi sull’esecuzione posso rivolgermi ai miei amici musicisti».

www.arseniyshkaptsov.com

Concerto per il 100° anniversario di SUISA al festival Murten Classics 2023

Lo scorso anno, gli organizzatori di Murten Classics hanno incaricato i quattro giovani talenti svizzeri Pascal Bachmann (*2006), Joëlle Nager (*2000), Théo Rossier (*2002) e Arseniy Shkaptsov (*1993) di comporre ciascuno un brano di massimo otto minuti per orchestra d’archi, pianoforte, arpa e due batterie dedicato al tema del festival «Geschichten – Histoires». I quattro «young composer» sono stati selezionati dal direttore d’orchestra e direttore artistico di Murten Classics Christoph-Mathias Mueller e dal «senior composer» Daniel Schnyder. Quest’ultimo ha accompagnato i quattro giovani durante il processo di composizione in veste di mentore. Il sassofonista e flautista nato nel 1961 a Zurigo vive a New York dal 1992 ed è considerato uno dei compositori più eclettici della sua generazione.

Sabato 26 agosto, alle ore 14:00, nella chiesa tedesca di Murten si terrà «Aus der Werkstatt geplaudert» (uno sguardo dietro le quinte), evento che prevede una prova generale aperta al pubblico con dialoghi e confronti. Il biglietto per il concerto di domenica 27 agosto dà diritto ad assistere a queste prove pubbliche in presenza della compositrice e dei compositori. Il concerto con le prime assolute avrà inizio domenica alle ore 20:00 nella meravigliosa corte del castello. Alla musica dei giovani compositori faranno da cornice le opere «Concerto grosso op. 6, n. 4» di Arcangelo Corelli e «Concerto grosso n. 1» di Ernest Bloch. Il programma sarà interpretato dalla Hilaris Chamber Orchestra con la partecipazione di Isabel Goller (arpa), Kiril Zvegintsov (pianoforte), Jens Ruland (batteria) e João Carlos Pacheco (batteria); dirigerà il maestro Christoph-Mathias Mueller.

Biglietti in prevendita dal 1° giugno. Maggiori informazioni su: www.murtenclassics.ch

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