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Marché International du Disque et de l’Edition Musicale

Die Midem (1967-2021) – das Ende einer Ära

Die Midem (1967-2021) – das Ende einer Ära
Aussenansicht auf den Palais des Festivals et des Congrès im französischen Cannes während der Midem 2009.
Foto: Sanuy / Midem
Text von Marcel Kaufmann, FONDATION SUISA, und Erika Weibel
Sie war für Jahrzehnte das Aushängeschild für ein florierendes Musikbusiness: die Midem in Cannes. Ein Nachruf auf eine der schillerndsten und bedeutendsten internationalen Musikfachmessen.

«Due to the lasting pandemic and following a review of its activity, RX France has decided to no longer continue to organize the Midem event.» (Midem.com, Dezember 2021)
Die Midem – abgekürzt für: Marché International du Disque et de l’Edition Musicale – war für die bis Ende der 1990er-Jahre florierenden Musiklabels und -verlage die wichtigste Geschäftsplattform der Welt. Mit ihr verliert die Musikbranche eine ihrer traditionsreichsten Fachveranstaltungen. Seit 1967 fand die Messe jährlich im Palais des Festivals et des Congrès in Cannes direkt an der Côte d’Azur statt. Ein prestigeträchtiger Ort, der auch das renommierte Cannes Film Festival oder die NRJ Music Awards beherbergt. Aber auch ein Sinnbild dafür, was die Midem letztlich zu Fall brachte.

Midem: Schweizer Gemeinschaftsstand 2015
Geschäftsgespräche und -meetings am Schweizer Gemeinschaftsstand im Jahr 2015. (Foto: SUISA / FONDATION SUISA)

Seit 1989 organisierten die SUISA und die FONDATION SUISA mit Unterstützung der Stiftung Phonoproduzierende den Schweizer Gemeinschaftsstand an der Midem. Nach diesem langjährigen Förderengagement zugunsten der Vernetzung der Schweizer Musikbranche mit dem Ausland blicken wir heute zurück:

Am 30. Januar 1967 öffnete die Midem zum allerersten Mal ihre Pforten. Bernard Chevry, Veranstalter der ersten Midem-Ausgaben, hatte bewusst die prestigeträchtige Côte d’Azur als Kulisse für das weltweit allererste Musikbusiness-Treffen gewählt. Im Auditorium des Palais des Festivals wurden den Label- und Verlagsvertretern während der fünf Messetage unzählige Songs und Shows präsentiert. Über Rechte verhandelte man danach meist in einem der Pop-Up-Büros des Grand Hotel Martinez. Vier französische Radiostationen übertrugen den Event live und über 200 internationale Journalisten berichteten täglich über die Midem. Mehr als 1’000 Musikfachleute, vor allem aus Nordamerika und Europa, wohnten der Pilotausgabe bei. Deren Zahl sollte sich innerhalb eines Jahres verdoppeln, die Ausstellungsfläche verdreifachen.

Während auf Schweizer Seite v.a. die grösseren Labels anfangs noch etwas zögerten, waren verschiedene Verlagshäuser schon früh mit dabei.*

Chevry hatte einen Nerv getroffen und strafte jene böse Zungen Lügen, die behaupteten, die Midem sei bloss ein Versuch, die Buchungsraten der Hotels von Cannes in der flauen Wintersaison aufzubessern. Die Idee einer eigenen Messe für Musikproduzenten und -verlage war dem umtriebigen Geschäftsmann anlässlich einer ebenfalls von ihm geschaffenen Fachmesse für TV-Programme gekommen, im Gespräch mit Vertretern der Musikbranche. Das neue Angebot wurde ausgekostet, und wie: Bis heute berichten ältere Semester unter den ehemaligen Teilnehmenden mit einem Schmunzeln und einer Portion Wehmut von den rauschenden Partys in den Grand-Hotels auf der Croisette zu Cannes in den 1970ern bis 1990ern, an denen sich Major-Bosse, Stars und Sternchen gegenseitig die Klinke in die Hand gaben.

Entgegen Chevrys ursprünglichen Plänen blieb Cannes ständiger Austragungsort der Midem und wurde mehr und mehr zum Symbol des jährlichen Branchentreffs zu Beginn des Geschäftsjahres. Bis in die späten Nullerjahre hinein wuchs die Midem noch bis an die 10 000 Fachteilnehmende aus über 90 Ländern weiter.

Schweizerische Ausstellungsstandes an der Messe 2002
Die Farbe Rot dominierte das Design des schweizerischen Ausstellungsstandes an der Messe 2002. (Foto: SUISA / FONDATION SUISA)

Mit dem neuen Jahrtausend wurde das Internet immer dominanter und stellte das Musikgeschäft grundlegend auf den Kopf. Physische Tonträger verloren an Bedeutung. Stattdessen traten Tech-Firmen auf den Plan und entwickelten nie dagewesene Möglichkeiten der Musiknutzung. Doch jene Klientel wollte nicht mehr so richtig in die noble Umgebung und das herkömmliche Messe-Format des Palais passen. «Piraterie!» als Kampfruf der gebeutelten Musikindustrie wurde bald abgelöst durch «Gratis-Kultur!» und «Value Gap!». Musikschaffende wandten sich mehr und mehr der Live-Branche zu, wo es noch Geld zu verdienen gab. Die Konkurrenz reagierte darauf in Form von zahllosen Showcase-Festivals über ganz Europa verteilt – die Midem dagegen blieb die Midem.

Innerhalb weniger Jahre hatte sich eine ganze Branche verändert. Vielen ging das zu schnell. Mit den sinkenden Einnahmen überlegten es sich viele zweimal, ob sich eine Midem-Akkreditierung mit den lokalen Hotelpreisen noch lohnte. Die Zahl der Ausstellenden sank kontinuierlich.

2015 wagten die Verantwortlichen die Flucht nach vorne: Dank der Verschiebung vom Januar in den Juni und den sommerlichen Temperaturen an der Côte d’Azur konnte der Sinkflug der Teilnehmerzahlen der letzten Jahre tatsächlich gebremst werden. Gleichzeitig begünstigte dies aber das Phänomen des Trittbrettfahrens: Immer mehr Leute verzichteten darauf, eine professionelle Akkreditierung zu kaufen und bestellten ihre Geschäftspartner:innen stattdessen per Handy in die Cafés und Bars der Strandpromenade oder organisierten Partys in gemieteten Häusern und Wohnungen. Der Exodus aus den Messehallen hielt an.

Zwar haben die Midem-Verantwortlichen seit 2017 den Live-Sektor stärker eingebunden. Unter dem ehemaligen Universal France-Manager Alexandre Deniot wurden originelle und publikumswirksame Strandbühnen errichtet. Anbieter neuer Technologien wurden umworben, Konferenzthemen angepasst und attraktive Formate für Start-ups und Midem-Neulinge geschaffen. Im ersten Corona-Jahr 2020 präsentierte die Midem ausserdem die damals attraktivste Digital-Lösung als Alternative für das jährliche Treffen. All dies konnte jedoch das endgültige Aus der Messe nicht mehr aufhalten. Für die letzte physische Ausgabe von 2019 registrierten sich noch gut halb so viele Personen wie zehn Jahre zuvor.

Und so müssen sich die Verantwortlichen mit dem Vorwurf auseinandersetzen, die Zeichen der Zeit zu spät erkannt zu haben. Die Midem stolperte letztlich über ihr nicht mehr zeitgemässes Format und ihren Veranstaltungsort. Eine herkömmliche Messe, gepaart mit dem teuren Pflaster am Mittelmeer: Beides passte nicht mehr zu den Vorstellungen und finanziellen Möglichkeiten der heutigen Kundschaft. Der Festivalpalast und die prunkvollen Hotels wurden mehr und mehr zu nostalgischen Referenzen an eine längst vergangene Zeit.

Schweizer Auftritt an der Musikmesse 1992
Der Schweizer Auftritt an der Musikmesse 1992: Die SUISA und die FONDATION SUISA organisierten mit Unterstützung der Stiftung Phonoproduzierende den Schweizer Gemeinschaftsstand an der Midem seit 1989. (Foto: SUISA / FONDATION SUISA)

Was bleibt, sind unzählige Begegnungen – ab 1989 auch am Schweizer Gemeinschaftsstand – die an und dank der Midem entstanden sind und die zahlreiche Musikkarrieren nachhaltig geprägt haben. Der Schweizer Musikverleger Albert Brunner (Helbling & Co.) brachte es schon 1968 auf den Punkt: «Ein einziger persönlicher Kontakt ist mehr wert als 100 Briefe.»

Midem-Gründer Bernard Chevry erlebte das Aus der Messe nicht mehr. Er verstarb 2019 kurz vor der letzten physischen Ausgabe.

Midem, Grande Dame des Musikbusiness, du hast vor deiner glamourösen Kulisse jahrzehntelang gekonnt Leute zusammengeführt und zahlreiche Träume wahr werden lassen. Danke. Du wirst uns fehlen.

*Akkreditierte Schweizer Firmen, Midem 1968:
Editions Chappell S.A.
Editions COA
Goodman Music S.A.t
Edition Helbling
International Melodizs
Editions Melodie
Mondiamusic S.A.R.L.
Muzik Center Zurich
Musikvertrieb AG
Phonag Schallplatten AG
R.C.A. Overseas S.A.
Editions Sidem S.A.
Southern Music AG
Star Record
Swiss Record Editions Televox
(Quelle: Billboard 20. Januar 1968)
Marché International du Disque et de l’Edition Musicale

Il Midem (1967-2021): la fine di un’era

Die Midem (1967-2021) – das Ende einer Ära
Vista esterna del Palais des Festivals et des Congrès di Cannes durante Midem 2009.
Foto: Sanuy / Midem
Testo di Marcel Kaufmann, FONDATION SUISA, e Erika Weibel
Per decenni è stato il fiore all’occhiello di un fiorente business musicale: si tratta del Midem di Cannes. Il necrologio di una delle più sfavillanti e prestigiose fiere specialistiche internazionali della musica.

«Due to the lasting pandemic and following a review of its activity, RX France has decided to no longer continue to organize the Midem event». (Midem.com, dicembre 2021)
Il Midem, acronimo di Marché International du Disque et de l’Edition Musicale, è stata la piattaforma commerciale più importante al mondo per etichette ed editori musicali che hanno prosperato fino alla fine degli anni ’90. Con esso, l’industria musicale perde uno dei suoi eventi specialistici più ricchi di tradizione. Dal 1967, la fiera si è tenuta ogni anno al Palais des Festivals et des Congrès di Cannes, direttamente sulla Costa Azzurra. Un luogo prestigioso che ospita anche il rinomato Festival di Cannes o gli NRJ Music Awards, ma anche un simbolo di ciò che alla fine ha portato il Midem alla rovina.

Stand collettivo svizzero nel 2015
Colloqui e incontri dʼaffari allo stand collettivo svizzero nel 2015. (Foto: SUISA / FONDATION SUISA)

Dal 1989, la SUISA e la FONDATION SUISA hanno organizzato lo stand collettivo svizzero al Midem, con il sostegno della Stiftung Phonoproduzierende (Fondazione produttori di fonogrammi). Dopo questo impegno di lunga data a sostegno del collegamento in rete dell’industria musicale svizzera con l’estero, volgiamo oggi uno sguardo al passato:

il 30 gennaio 1967, il Midem ha aperto per la prima volta le sue porte. Bernard Chevry, organizzatore delle prime edizioni del Midem, aveva deliberatamente scelto la prestigiosa Costa Azzurra come scenario del primo incontro mondiale di business musicale. Nell’auditorium del Palais des Festivals, innumerevoli brani e spettacoli sono stati presentati ai rappresentanti di etichette e di editori durante i cinque giorni della fiera. In seguito, i diritti venivano solitamente negoziati in uno degli uffici pop-up del Grand Hotel Martinez. Quattro stazioni radio francesi hanno trasmesso l’evento in diretta e oltre 200 giornalisti internazionali hanno effettuato resoconti quotidiani sul Midem. Più di 1000 professionisti della musica, principalmente dal Nord America e dall’Europa, hanno partecipato all’edizione pilota. Entro un anno, il loro numero doveva raddoppiare e lo spazio espositivo triplicare.

Mentre sul fronte svizzero soprattutto le principali etichette erano all’inizio leggermente titubanti, varie case editrici sono state coinvolte fin dal principio.*

Chevry ha colpito nel segno, smentendo quelle malelingue che sostenevano che il Midem fosso solo un tentativo di aumentare le prenotazioni degli hotel di Cannes durante la fiacca stagione invernale. L’idea di una fiera separata per i produttori e gli editori musicali è venuta all’intraprendente uomo d’affari in occasione di una fiera specialistica per programmi TV da lui stesso creata, durante una conversazione con alcuni rappresentanti dell’industria musicale. La nuova offerta è risultata assai gradita: ancora oggi, le generazioni meno giovani tra gli ex partecipanti raccontano con un sorriso e una punta di malinconia delle sfarzose feste nei Grand Hotel sulla Croisette di Cannes dagli anni’70 agli anni ’90, alle quali partecipavano numerosi capi di spicco, star e starlette.

Contrariamente ai piani originali di Chevry, Cannes è rimasta la sede permanente del Midem ed è diventata sempre più il simbolo dell’incontro annuale dell’industria all’inizio dell’esercizio finanziario. Fino alla fine degli anni 2000, il Midem ha continuato a crescere fino a raggiungere i 10 000 partecipanti specializzati da oltre 90 Paesi.

Stand svizzero alla fiera del 2002
Il colore rosso ha dominato il design dello stand svizzero alla fiera del 2002. (Foto: SUISA / FONDATION SUISA)

Con il nuovo millennio, Internet è diventato una presenza sempre più dominante e ha fondamentalmente stravolto il business della musica. I supporti audio fisici hanno perso importanza. Sono invece entrate in scena le aziende tech, che hanno sviluppato modi inediti di utilizzare la musica. Ma questa clientela non voleva più adattarsi all’ambiente lussuoso e al formato fieristico convenzionale del Palais. Il grido di battaglia della stremata industria musicale «Pirateria!» è stato presto sostituito da «Cultura gratis!» e «Value gap!». I creatori di musica si sono rivolti sempre più all’industria del live, dove c’era ancora qualcosa da guadagnare. La concorrenza ha reagito a tutto ciò sotto forma di innumerevoli showcase festival sparsi in tutta Europa; il Midem, al contrario, è rimasto il Midem.

Nel giro di pochi anni, un’intera industria era cambiata. Per molti è accaduto troppo in fretta. Con il calo delle entrate, molti ci hanno pensato due volte se valesse ancora la pena ottenere un accreditamento Midem, visti i prezzi degli hotel locali. Il numero di espositori è diminuito continuamente.

Nel 2015, i responsabili hanno osato compiere il grande passo: grazie al rinvio da gennaio a giugno e alle temperature estive della Costa Azzurra, il calo del numero di partecipanti degli ultimi anni è stato effettivamente rallentato. Allo stesso tempo, però, ciò ha favorito il fenomeno del free riding: sempre più persone hanno deciso di non acquistare un accreditamento professionale e hanno allestito incontri via cellulare con i loro partner d’affari nei caffè e nei bar sul lungomare o hanno organizzato feste all’interno di case e appartamenti in affitto. L’esodo dai padiglioni espositivi è continuato.

È anche vero che dal 2017 i responsabili del Midem hanno coinvolto maggiormente il settore live. Sotto l’ex manager di Universal France Alexandre Deniot sono stati allestiti palchi sulla spiaggia originali e graditi al pubblico. Sono stati corteggiati vari fornitori di nuove tecnologie, sono stati adattati i temi delle conferenze e sono stati creati formati ricchi di attrattiva per le start-up e i nuovi arrivati al Midem. Nel 2020, primo anno del coronavirus, il Midem ha anche presentato la soluzione digitale più interessante del momento come alternativa per l’incontro annuale. Niente di tutto ciò, però, ha potuto fermare il tramonto definitivo della fiera. Per l’ultima edizione fisica del 2019, si è registrata poco più della metà delle presenze rispetto a dieci anni prima.

Così i responsabili hanno dovuto fare i conti con l’accusa di aver riconosciuto troppo tardi i segni del tempo. Alla fine, il Midem è inciampato nella sua sede e nel suo formato obsoleto. Una fiera convenzionale abbinata alla costosa location mediterranea: due aspetti non più in linea con le idee e le possibilità finanziarie della clientela odierna. Il Palazzo del Festival e i magnifici hotel sono diventati sempre più riferimenti nostalgici a un’epoca passata.

La presenza svizzera alla Fiera della musica del 1992
La presenza svizzera alla Fiera della musica del 1992: la SUISA e la FONDATION SUISA, con il sostegno della Fondazione produttori di fonogrammi, organizzano dal 1989 lo stand comune svizzero alla Midem. (Foto: SUISA / FONDATION SUISA)

Rimangono però gli innumerevoli incontri (dal 1989 anche presso lo stand collettivo svizzero) che hanno avuto luogo al Midem e grazie a esso e che hanno lasciato un segno duraturo in numerose carriere musicali. L’editore musicale svizzero Albert Brunner (Helbling & Co.) aveva già afferrato il nocciolo della questione nel 1968: «Un singolo contatto personale vale più di 100 lettere».

Il fondatore del Midem Bernard Chevry non ha vissuto abbastanza per vedere il tramonto della fiera. È scomparso nel 2019, poco prima dell’ultima edizione in presenza.

Midem, grande dama del business musicale, per decenni hai abilmente riunito le persone sul tuo sfondo glamour e hai trasformato numerosi sogni in realtà. Grazie. Ci mancherai.

*Aziende svizzere accreditate, Midem 1968:
Editions Chappell S.A.
Editions COA
Goodman Music S.A.t
Edition Helbling
International Melodizs
Editions Melodie
Mondiamusic S.A.R.L.
Muzik Center Zurich
Musikvertrieb AG
Phonag Schallplatten AG
R.C.A. Overseas S.A.
Editions Sidem S.A.
Southern Music AG
Star Record
Swiss Record Editions Televox
(Rif: Billboard 20 gennaio 1968)

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