Derzeit sind alle Augen der Filmmusiker gegen Hollywood gerichtet. Am 4. November werden in der Filmmetropole die «Hollywood Music in Media Awards» vergeben. Mit dabei ist das SUISA-Mitglied Josué Vergara. Der in Spanien lebende Komponist, der gleich mit drei Songs nomininiert ist, spricht im Interview darüber, wie schwierig es ist, für nichtamerikanische Komponisten im US-Markt Fuss zu fassen, was die Downloads aus illegalen Quellen für Filmmusikkomponisten bedeuten und weshalb er SUISA-Mitglied ist, obwohl er in Spanien lebt.
Herzlichen Glückwunsch! Sie sind dieses Jahr gleich mit drei Kompositionen für die «Hollywood Music in Media Awards» (HMMA) nominiert. Damit gehören Sie zu den wenigen Europäern, die es auf die Liste der Nominierten schafften. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Vielen Dank. Diese drei Nominierungen sind das Resultat harter Arbeit und grosser Anstrengungen über die ganzen letzten Jahre. Es stimmt, dass nur wenige Europäer nominiert werden. Die «Hollywood Music in Media Awards» werden in Los Angeles vergeben. Deshalb denke ich, dass diese Auszeichnungen in den USA eine viel wichtigere Rolle spielen als in Europa. Ich leite daraus ebenfalls ab, dass sich ein Grossteil des Geschehens in der Filmindustrie in den Vereinigten Staaten, genauer gesagt in Hollywood abspielt. Da ist es nur logisch, dass die meisten Nominierten nicht aus Europas kommen. Eine spanische Nominierung ist deshalb sehr willkommen und ermutigt mich, meinen Weg weiterzugehen. Warum dieser Erfolg? Diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten. Vielleicht, weil die Amerikaner etwas anderes suchen, ein Musikgenre ganz anderer Couleur, wer weiss… Auf jeden Fall bin ich aber sehr zufrieden mit dem Resultat und dem Vertrauen, welches die Verantwortlichen bei den HMMA durch die drei Nominierungen in meine Musik gesetzt haben.
Wenn ein Europäer einen Academy Award, also einen Oscar, gewinnt, verleiht das seiner Karriere im Film-Business meist deutlichen Auftrieb. Haben die HMMA in der Filmmusikszene eine ähnlich grosse Bedeutung?
Während ein Oscar die Karriere eines Schauspielers oder Regisseurs tatsächlich deutlich beflügeln kann, muss man zugeben, dass die Auszeichnungen in der Filmmusikbranche nicht dieselbe Medienwirksamkeit haben. Beispielsweise kennt fast jeder noch James Cameron, den Regisseur von «Titanic», während sich die breite Masse kaum an den Komponisten James Horner erinnert, obwohl beide einen Oscar gewonnen haben. Die HMMA sind im Bereich der Filmmusik sicher die bedeutendsten Preise unserer Zeit, und die Nominierungen helfen den Komponisten zweifellos. Ich denke aber, dass das Medienecho darauf momentan noch weit von dem eines Oscars entfernt ist. Gleichzeitig muss ich einräumen, dass meine Musik seit den Nominierungen schon mehr Bekanntheit erlangt hat.
Hollywood ist der Dreh- und Angelpunkt der internationalen Filmindustrie, welche auch die Filmmusik einschliesst. Ist es schwierig für einen europäischen Filmmusikkomponisten, sich auf dem amerikanischen Markt zu etablieren?
Ja. Wenn sich ein europäischer Komponist auf dem amerikanischen Markt etabliert, dann steht er auf einer Ebene mit den besten Filmmusikkomponisten der Welt. Die Konkurrenz ist gross und sehr talentiert, was es schwieriger macht, erfolgreich zu sein. Andererseits ist Hollywood auch der gemeinsame Nenner der Filmbranche, weshalb dort viel mehr Projekte laufen als an anderen Orten. Dieser letzte Aspekt ist sehr positiv und interessant.
Die Musik- und Filmemacher leiden unter den kostenlosen Download-Angeboten im Internet. Welche Rolle spielen diese illegalen Plattformen bei Ihrer Tätigkeit als Komponist konkret?
Die kostenlosen Downloads von illegalen Internet-Plattformen sind bedauernswert und stellen für die Komponisten und die Musikbranche allgemein ein schwerwiegendes Problem dar. Allerdings denke ich, dass Filmmusik momentan weniger häufig illegal heruntergeladen wird. Diesem Missbrauch fällt vor allem die Pop-Musik zum Opfer. Die Regierungen müssen ernsthafte Gegenmassnahmen ergreifen, damit dies nicht ewig so weitergeht.
Sie leben in Spanien, sind aber Mitglied der SUISA. Haben Sie nie darüber nachgedacht, sich der spanischen Verwertungsgesellschaft SGAE anzuschliessen?
Ich bin seit mehr als 20 Jahren SUISA-Mitglied. Ich bin jetzt 36 Jahre alt und war sehr jung, als die SUISA begann, meine Rechte zu verwerten. Auch wenn ich in Spanien leben, habe ich nie daran gedacht, Mitglied der SGAE zu werden. Ich bin mit der SUISA sehr zufrieden, die Kommunikation ist einfach und praktisch. Für mich ist die SUISA zudem eine sehr verlässliche Gesellschaft, die meine Rechte perfekt verwertet. Ausserdem musste die SGAE aufgrund ihrer internen Probleme in den letzten Jahren viel durchmachen. Aber auch wenn ich jetzt in Spanien, in Valencia, lebe, habe ich doch mehr als 15 Jahre, meine ganze Jugend, in Genf verbracht. Ich habe viele gute Erinnerungen daran und viele Freunde in der Schweiz. Und ich habe von der Schweiz viel gelernt. Ich bin für meine Ausbildung, die Hilfe und die Werte, die ich in der Schweiz erfahren habe, sehr dankbar. Das ist einer der Gründe, warum ich der SUISA treu bleibe.
Welche Bedeutung haben Ihrer Meinung nach die Urheberrechtsvergütungen, also die Vergütungen von der SUISA, für Ihr Einkommen als Filmmusikkomponist?
Für mich als Filmmusikkomponisten sind die Urheberrechtsvergütungen ein wichtiges Thema. Auch wenn es stimmt, dass ich dieses Jahr dreifach in Hollywood nominiert wurde, stehe ich immer noch am Anfang meiner Karriere. Ich komponiere schon seit Langem Musik, aber das Komponieren von Filmmusik ist für mich etwas Neues. Ich muss noch viel lernen, und ich muss bekennen, dass ich bezüglich der Verwertung audiovisueller Rechte nicht ganz auf dem Laufenden bin. Deshalb habe ich kürzlich die SUISA kontaktiert, um diesbezüglich alle wichtigen Informationen einzuholen.