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Die Arbeit der Komponisten an Hits aus dem Schweizer Pop-Musikjahr 2015

Die Arbeit der Komponisten an Hits aus dem Schweizer Pop-Musikjahr 2015
Dodo, Müslüm und Nickless sind zusammen mit den Komponisten und Textautoren ihrer Songs «Hippie-Bus», «La Bambele» und «Waiting» für den Best Hit an den Swiss Music Awards 2016 nominiert. (Fotos: Nadége Sanz – Dodo; Roger Reist – Müslüm; Christoph Koestlin – Nickless)
v.l.n.r.
Text/Interviews von Erika Weibel und Giorgio Tebaldi
Die Swiss Music Awards warten dieses Jahr mit einer Neuerung auf: Zum ersten Mal werden auch Songwriter geehrt. Am 12. Februar 2016 erhalten im Zürcher Hallenstadion die Komponisten und Textautoren des «Best Hit» im Namen der SUISA eine Auszeichnung. Nominiert sind «Waiting» von Nickless, «La Bambele» von Müslüm und «Hippie-Bus» von Dodo. Insgesamt 10 Komponisten und Textautoren haben zur Entstehung dieser Songs beigetragen.

Nickless, Müslüm und Dodo dürften vielen Menschen hierzulande bekannt sein. Ihre Hits «Waiting», «La Bambele» und «Hippie-Bus» haben das Pop-Musikjahr 2015 in der Schweiz mitgeprägt. In der Öffentlichkeit weniger bekannt sind die Musiker, die ihre Songs mitkomponiert und –getextet haben. So stehen hinter «La Bambele» neben Müslüm auch Raphael Jakob und Benjamin Mühlethaler. Nickless hat beim Songwriting von «Waiting» Unterstützung erhalten von Thomas Fessler. Und bei «Hippie-Bus» waren Dodo und vier Mitkomponisten am Werk: Dominik Baumgartner, Michele Bochicchio, Marco Jeger und Florian Reichle.

Am 12. Februar werden an den Swiss Music Awards 2016 im Zürcher Hallenstadion sämtliche Komponisten und Textautoren ausgezeichnet, die den Schweizer Hit 2015 mitgeschrieben haben. Im Rahmen des «Best Hit»-Awards erhalten also die Songwriter des Siegersongs im Namen der SUISA eine der begehrten Auszeichnungen. Damit wird auch die Arbeit derjenigen Künstler, die im Hintergrund tätig sind, gewürdigt.

Wie entsteht ein Hit überhaupt? Und was braucht es für einen guten Song? Dies haben wir die drei Interpreten der nominierten Songs gefragt.

Müslüm – «La Bambele»

Musik und Text von Raphael Jakob, Benjamin Mühlethaler und Müslüm.

Wie ist dieser Song entstanden?
Müslüm: So wie die Liebe im Allgemeinen entsteht, ohne Erwartungen. Zuerst war es ein ganz einfaches Wortspiel. Dann wurden die Gedanken immer konkreter. Spielerisch verdichtete sich das Ganze zu einem Muster, wo Melodie und Inhalt eins wurden mit allem. Die Musik zu «La Bambele» komponierte ich gemeinsam mit dem Gitarristen Raphael Jakob. Benjamin Mühlethaler produzierte den Song und gab ihm den nötigen Feinschliff.«Uressenzielles», nämlich das Atmen in ein zeitgemässes Muster zu verpacken, war dabei die grösste Herausforderung.

Was braucht es deiner Meinung nach, um einen wirklich guten Song zu schreiben?
Ich denke, es gibt eine Art «universellen Intellekt», in dem der Mensch in einem Augenblick eins ist mit allem und gewisse Dinge als selbstverständlich erfährt. Ein «Hit» entsteht genau aus diesem selbstverständlichen Gefühl heraus. Das ist das Schwierige an schwerer Arbeit: Dass sie leicht erscheint.

Dodo – «Hippie-Bus»

Musik von Dominik Baumgartner, Michele Bochicchio, Dodo, Marco Jeger und Florian Reichle, Text von Dodo.

Wie ist dieser Song entstanden?
Dodo: Die Melodie zu «Hippie-Bus» hab ich in Brasilien komponiert. Ich habe in einem «Bush bungalow» in Itakare, einem Surferparadies im Norden Brasiliens, ein kleines Studio eingerichtet, wo ich alleine aber auch mit lokalen Musikern jammte. Den Text dazu schrieb ich dann aber wirklich in einem Hippie-Bus. Ich machte mit Freunden einen Ausflug ans Mittelmeer, und auf der Heimreise lag ich hinten im Bus und schrieb den Text während der Fahrt!

Was braucht es deiner Meinung nach, um einen wirklich guten Song zu schreiben?
Ein guter Song muss berühren. Glücklich machen oder traurig. Oder beides gleichzeitig. Ein solcher Song kann meiner Meinung nach nur entstehen, wenn die eigenen Gefühle während dem Schreiben echt sind.

Nickless – «Waiting»

Musik und Text von Thomas Fessler und Nickless.

Wie ist dieser Song entstanden?
Nickless: Die erste Version von «Waiting» habe ich 2012, als ich 17 Jahre alt war, in meinem Zimmer geschrieben und den Song Thomas Fessler geschickt. Er ist mein Musik-Mentor seit ich 14 war, und mit 15 habe ich ein zweijähriges Praktikum in seinem Tonstudio begonnen.
Thomas erkannte bereits damals das Potential des Stücks. Danach ging ich allerdings für eine Weile nach London, und erst anfangs 2014 arbeiteten Thomas und ich wieder am Song weiter. Zusammen mit zwei weiteren Liedern wählten wir ihn für meine erste Demo-CD aus, die bei Phonag Records landete und mir einen Plattenvertrag einbrachte. Für uns alle war klar, dass «Waiting» meine erste Single sein würde: Er war der reifste Song und wir wussten, dass er als Single funktionieren könnte.
Anfangs 2015 arbeiteten wir noch ein letztes Mal an «Waiting». Wir änderten ein paar Kleinigkeiten, und so wurde der Song dann im dritten Anlauf fertig gestellt. Ich denke, dass jedes Stück einen gewissen Abstand und Reifeprozess benötigt; so war das auch bei «Waiting».
Thomas war bei diesem Prozess enorm wichtig – er ist quasi die zweite Hälfte der Band. Die Ursprungsidee mit Text und Melodie kam zwar von mir, aber das ist nur die eine Hälfte des Kuchens. Thomas macht den Kuchen erst schmackhaft.

Was braucht es Deiner Meinung nach, um einen wirklich guten Song zu schreiben?
Ich glaube, es gibt kein wirkliches Rezept, um einen guten Song zu schreiben. Es spielen viele Faktoren zusammen: Was für eine Person den Song schreibt, welches Gefühl das Lied vermittelt, was es in einem selber auslöst usw. Jeder Song braucht eine gewisse Authentizität.
Klar, manchmal ist ein Song auch einfach super witzig und trifft den aktuellen Zeitgeist. Aber selbst solche Songs vermitteln ein Gefühl, das in diesem Fall gute Laune ist. Die Inspiration von «Waiting» kam aus meinem Herzen. Ich finde, man sollte beim Songwriting keine Angst haben. Einfach darauf los schreiben, was man gerade auf dem Herzen hat oder im Kopf vorgeht – löschen kann man im Nachhinein immer.
Es gibt Musiker, die Songs für sich selber schreiben und sich von niemandem reinschwatzen lassen. Das verstehe ich natürlich. Für mich sind Feedbacks und Kritik aber enorm wichtig. Nur so kommt man weiter. Und wer weiss – man kann ja noch überrascht werden, was alles entstehen kann.

«SUISA und Swiss Music Awards zeichnen erstmals auch Songwriter aus», SUISAnews
Swiss Music Awards, Website

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